HEIDE-Insider #7 Immer auf der Jagd nach den besten Fotomotiven
Sieben Fragen an Heide-Fotograf Markus Tiemann
Im richtigen Moment
muss er den „Riecher“ für ein schönes Motiv, für einen interessanten
Naturmoment haben und auf den Auslöser drücken. Wie macht er das?
1. Hallo Markus, stell dich doch bitte kurz vor. Du bist Fotograf, wie bist du dazu gekommen? Was fasziniert dich an der Fotografie?
Mein Name ist Markus
Tiemann. Ich arbeite in Lüneburg unter Martiem
Fotografie als freiberuflicher Fotograf. Zur Fotografie bin ich in
jungen Jahren, zur Zeit der analogen Fotografie, gekommen. Damals habe ich mit
meinen Freunden die Welt mit der Kamera erkundet. Die experimentelle
Entwicklungsarbeit in der Dunkelkammer gehörte natürlich dazu und war immer
sehr aufregend.
Nach einer langjährigen
beruflichen Tätigkeit in der IT-Software-Branche konnte ich Ende 2010 wieder
das Band zur Fotografie knüpfen und habe den Sprung in meine Selbstständigkeit
als Fotograf gewagt. Neben meiner Fineart
Fotografie bin ich als Fotograf in den Sparten Tourismus, Reise, Hotellerie, Werbung,
Interieur
und Event
tätig. Diese große Bandbreite in der Fotografie macht das Medium für mich so
vielseitig und spannend.
Das Schönste an der
Fotografie ist aus meiner Sicht, einen besonderen Moment oder ein besonderes
Motiv im Bild kreativ festhalten zu können.
Ich lebe nun schon sehr lange in Lüneburg. In die Lüneburger Heide kam ich aber erst vor ca. 6 Jahren, um die Gegend für die Tourismusorganisation fotografisch zu erkunden. Früh morgens oder spät abends im Sommer dort unterwegs zu sein, hat für mich manchmal etwas von einer Foto-Safari in Afrika. Letztens konnte ich z.B. eine Wildschweinrotte, die an mir vorbeizog, beobachten. Und es gibt hier noch weitere sehr spannende Tierarten zu sehen (wie z.B. Heidschnucken, Eisvögel, Kraniche, Wölfe oder Hirsche). Zudem haben wir eine atemberaubende schöne und interessante Landschaft. Von daher kann ich sagen, dass ich in der Lüneburger Heide erst einmal nichts vermisse.
3. Du bist ja viel in der Heide unterwegs und kennst sicher jeden Winkel, was sind deine Lieblings-Foto-Locations und warum?
Eine Top-Location ist
natürlich der Wilseder Berg mit seinem fantastischen Fernblick und seinen
tollen Sonnenuntergängen. Wenn der Hausberg von Wilsede und seine ihn umgebene
Landschaft voll in Blüte steht, wird man quasi sofort und automatisch zum
absoluten Heidefan.
Ähnlich ergeht es mir mit dem Totengrund. Dieses Tal liegt auch nicht weit von Wilsede entfernt. Um die Mystik dieses Ortes zu erfahren, begibt man sich am besten früh morgens vor dem Sonnenaufgang dorthin. Wenn dann die Heideblüte im Tal im Nebel liegt und die Sonne dahinter aufsteigt, glaubt man in einem Märchenland zu stehen. Etwas Schöneres gibt es nach meinen Erfahrungen bei uns in der Heideregion nicht.
In der Südheide mag ich
besonders die Misselhorner Heidefläche und die Schmarbecker Wacholderheide in
der Nähe von Fassberg. Daneben gibt es natürlich
viele weitere Heideflächen, die alle ihre Besonderheiten haben.
4. Viele Bilder entstehen zum Sonnenaufgang. Da musst du ja immer ziemlich früh aufstehen. Wie ist es so, dort draußen alleine zu sein, wenn alle anderen noch schlafen? Ist das nicht ziemlich einsam?
Um spätestens 4 Uhr sollte
man im Sommer die Augen schon aufschlagen und sich hoch bemühen, um rechtzeitig
vor Ort zu sein. Ich schlafe meistens in meinem T4 VW Bus außerhalb des
Naturschutzgebietes um dann wirklich vor Sonnenaufgang unterwegs zu sein. Man
kann die schönsten Plätze nur zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichen, was ich
persönlich sehr gut finde. So behalten diese Plätze ihre Natürlichkeit und kein
Motorenlärm stört. Man muss sich auch etwas anstrengen um diese Orte
entsprechend zu erleben, was das Erleben aus meiner Sicht aber noch intensiver
macht.
Ich liebe es zudem im Dunklen durch die Heide- und Waldflächen zum Fotostandort zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren. Meine anderen Sinne – neben der visuellen Reize, wie z.B. das Gehör oder der Geruchssinn, werden zusätzlich stark angesprochen. Ein wenig Adrenalin ist zwar immer dabei, aber das macht es noch umso schöner.
5. Was macht ein Fotograf eigentlich im Herbst und im Winter? Wird da auch fotografiert? Welche Unterschiede gibt es zwischen den verschiedenen Jahreszeiten?
Ein Landschaftsfotograf fotografiert auf jeden Fall auch im Herbst und Winter. Gerade die Unterschiede der Jahreszeiten sind ja bei uns in Europa das Besondere. Es kommen ganz andere Farben und Wetterphänomene mit ins Spiel, die jeweils ihre eigenen Reize in der Fotografie haben. Der Herbst zaubert eine Farbenpracht (Indian Summer), die nur im Herbst in dieser Form erscheint. Den Winter mag ich besonders wegen seiner Kargheit und seinem Minimalismus. Hier lassen sich z.B. wunderbare dramatische und existenzielle schwarz-weiß Fotografien erzeugen, die jeden Menschen in ihrer Aussage ansprechen.
6. Muss man ein bestimmtes Talent haben, um schöne
Landschaftsmomente zu „erspüren“ oder kann das jeder mit der Zeit lernen?
Was die
Landschaftsfotografie betrifft, ist die erste Grundvoraussetzung für tolle
Fotos, dass man die Natur liebt und tolle Momente im Bild verewigen möchte. Ich
war schon in jungen Jahren von der Natur begeistert und habe mich immer in ihr
bewegt. Sie war quasi meine Spielwiese. Ein zweiter Punkt ist ein gewisser
Entdeckergeist. Neue Orte entdecken zu wollen, muss man im Blut haben.
Die Technik der Fotografie kann man aus meiner Sicht durchaus erlernen. Ich selber habe mir das Handwerk z.B. autodidaktisch beigebracht, was allerdings eine gewisse Zeit braucht.
Zu guter Letzt muss man
dann noch bereit sein, einige Male vielleicht auch umsonst aufzustehen, bis man
sein Traumlandschaftsfoto im Kasten hat. Das Wetter ist hier häufig der
bestimmende Faktor. Dies hat seine eigenen Regeln und lässt sich von uns
Fotografen nicht reinreden. Aber ich persönlich finde das eigentlich ganz ok.
Erst das Unkontrollierbare macht das Besondere des Moments und das daraus
entstehende Foto aus.
7. Kannst du eigentlich überhaupt noch ganz normal in der Landschaft unterwegs sein oder bist du dann in Gedanken automatisch immer dabei, schöne Fotomotive zu suchen?
Zum Leidwesen meiner Frau
fällt mir ein Schlendern durch schöne Landschaften, ohne an tolle Fotomotive zu
denken, sehr schwer ;-)...! Die Kamera ist eigentlich auch immer ein ständiger
Begleiter auf unseren Reisen. Echt schlimm ;-)!
// FACTS AUF EINEN BLICK //
Markus Tiemann, Martiem Fotografie
Tel. (mobil) 0171 81 88 485
fotografie@martiem.de
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