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HEIDE fragt: [Interview] 200 km am Tag im Dienste der Heide unterwegs

Dirk Mertens, Fachbereichsleiter „Offenlandpflege und Naturschutz" beim Verein Naturschutzpark e.V. düst von Heidefläche zu Heidefläche

Dirk Mertens vor seinem Einsatzfahrzeug
Dirk Mertens in der Heide

Seit 18 Jahren ist Dirk Mertens, Fachbereichsleiter „Offenlandpflege und Naturschutz“ beim Verein Naturschutzpark e.V. (VNP) im Dienste der Heidepflege tätig. Der gelernte Gärtner arbeitete nach einem Studium der Landschaftsarchitektur zunächst bei einer Behörde, bevor es ihn zur praktischen Arbeit beim Verein Naturschutzpark e.V,

Einen Großteil seiner Arbeitszeit verbringt Dirk Mertens im Geländewagen und düst von Fläche zu Fläche im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide umher. Dabei können schon einmal 200 Kilometer am Tag zusammenkommen.


Ökosystem Naturschutzgebiet Lüneburger Heide

Ziemlich viel Verantwortung trägt der Fachbereichsleiter dabei. Denn wo an einer Stelle etwas verändert wird, kann das weitreichende Folgen für die Ökosysteme im Naturschutzgebiet haben. 

"Hier ein kleines Schräubchen im System ändern und mitbekommen, wie die Prozesse in der Natur zusammenhängen" genau das, so sagt Mertens, ist es, was er an seinem Job so spannend findet.

"Meine Dabei ist es seine Aufgabe, die Flächen im Naturschutzgebiet abwechslungsreich zu gestalten, damit sich sowohl der Mensch als auch Tiere und Pflanzen wohlfühlen.

"Bei der Heidepflege gibt es je nach Pflegemaßnahme im Jahresverlauf immer etwas zu tun", so Mertens.  "Man passt sich dem Rhythmus der Natur an. Manche Aufgaben sind saisonal zu erledigen. Nisten zur Brutzeit beispielsweise viele Vögel am Boden, so wird in dieser Zeit die Entmoosung der Heideflächen ausgesetzt."

Warum muss die Heide gepflegt werden?

"Die Heide ist ein Kraut, das viel Pflege braucht. Ohne Pflegemaßnahmen vergrasen und verbuschen die Heideflächen und neu entstehende Wälder verdrängen die Heide. Das Heidekraut kann vor allem auf nährstoffarmem Boden wunderbar gedeihen. Durch Nährstoffzufuhr aus der Luft werden bestimmte Süßgräser wie die Drahtschmiele und das Pfeifengras gefördert, welche die Besen- und Glockenheide mit der Zeit verdrängen."

Dank der Pflege durch die Naturparke Lüneburger Heide und Südheide sowie den VNP bleiben die Heideflächen erhalten.

Bei der Heidepflege werden unterschiedliche Methoden angewendet, von denen wir Ihnen drei vorstellen möchten.

Beweidung - Heidschnucken sind fleißige Landschaftspfleger

Was wäre die Lüneburger Heide ohne Schnuckenherden? Die Beweidung mit Heidschnucken ist wohl die bekannteste Methode, die Heide zu pflegen. Die Schnucken verbeißen junge Bäume und verhindern so, dass sich Birken- und Kiefernwälder auf den Heideflächen ausdehnen können. Die Heidepflanzen sollten auf einer Länge von 15 cm gehalten werden, um jung und dicht zu bleiben und um ihre Blütenpracht entwickeln zu können. Wird die Heide länger und älter, dann verholzt sie. Die Heidschnucken sorgen durch ihren Verbiss für einen jungen Austrieb.

Und noch etwas bewirken die Schnucken: Sie zerstören die kleinen Spinnweben zwischen den Heidepflanzen und ermöglichen somit den Bienen einen freien Flug. In jeder Heidschnuckenherde sind auch Ziegen zu sehen. Sie unterstützen die Schnucken, da sie noch stärker die Pioniergehölze wie Birken und Kiefern verbeißen können. Über 9.000 Heidschnucken in 13 Herden ziehen an 365 Tagen im Jahr durch die Heideflächen der Lüneburger Heide.

Entkusseln - Der Mensch unterstützt die Schnucken

Beim Entkusseln werden mit Spaten, Sägen und Astscheren aufkommende Pionierbaumarten entfernt. Jedes Jahr finden in den Naturparken Lüneburger Heide und Südheide Entkusselaktionen statt, an denen sich zahlreiche freiwillige Helfer beteiligen.

Feuer und Flamme für die Heide

Das gezielte und kontrollierte Abbrennen der Besenheide ist eine altbewährte Pflegemethode zu ihrer Erhaltung. Überalterte Bestände werden auf diese Weise verjüngt und revitalisiert. Die Besenheide ist ein typischer Brandkeimer. Die unterirdischen Teile der Besenheide ertragen Hitze sehr gut, besonders dann, wenn der Boden genug Feuchtigkeit gespeichert hat, um die unterirdischen Pflanzenteile und die im Boden lagernden Samen zu schützen. Manchmal wachsen bereits im Folgejahr die ersten Heidepflanzen aus dem verbrannten Oberboden wieder hervor.

Verein Naturschutzpark e.V.

Ein in München gegründeter privater Verein kauft im Jahr 1910 Land in der Lüneburger Heide - nicht um es zu bebauen oder zu nutzen, sondern um die Landschaft zu schützen. Gesetze, die dem Landschaftsschutz dienen, gibt es in dieser Zeit nicht. Aber es gibt Menschen, denen der Erhalt der liebgewonnenen Landschaften wichtig ist. Sie nutzen ihre Verbindungen, um nach dem Vorbild der amerikanischen Nationalparks in Deutschland sogenannte Naturschutzparke einzurichten. Der Aufruf zur Gründung des Vereins Naturschutzpark (VNP) findet viele Befürworter und Förderer. Mit dem Wilseder Berg wird die erste Fläche gekauft. Dank vieler Spenden können in den folgenden Jahren weitere Heidehöfe mit ihren Flächen erworben werden. 1921 werden 200 Quadratkilometer, in denen die Eigentumsflächen des VNP liegen, zum Naturschutzgebiet erklärt. Bis heute sorgt der Verein Naturschutzpark mit unzähligen Maßnahmen für den Erhalt der Heideflächen. Die Bewohner und Besucher der Lüneburger Heide haben hieran natürlich ihre Freude. Doch auch aus Naturschutzaspekten ist die Heidepflege von großer Bedeutung. So existieren viele Tier- und Pflanzenarten, die sich an den Lebensraum Heidelandschaft angepasst haben und auf diese Landschaft angewiesen sind.

 

 

Tipp

Sie wollen aktiv mithelfen, die Heide zu erhalten? Jeder, der tatkräftig mit anpacken möchte, ist bei den Entkusselaktionen im Naturpark Lüneburger Heide und im Naturpark Südheide herzlich willkommen. Experten weisen vor der Entkusselung die Helfer ein.