




Vorwärts in die Vergangenheit
Es ist schon eine Weile her, dass ich für die Romanrecherche von Celle nach Hamburg gewandert bin. Die Idee war, meine Heldin nach einem langen Weg der Selbstfindung mental gestärkt wieder bei sich in ihrer Heimatstadt an der Elbe ankommen zu lassen. Auch ich selbst betrachtete meine Heimat damals staunend entweder mit ganz anderen Augen oder mancherorts gar das erste Mal. Vor allem die Südheide war mir kaum vertraut. Umso gespannter bin ich nun auf den „Rückweg“ und darauf, welche Erinnerungen es auf diesem Trip aufzufrischen gilt. Schon seit dem Start kann ich jedoch festhalten, dass der Gang rückwärst alles irgendwie anders erscheinen lässt – angefangen beim Zeitgefühl.
Literarisch unterwegs
Ist es nicht immer so, dass einem der Weg zurück kürzer vorkommt als der hin? Das liegt vermutlich daran, dass auf einer Hintour in ein unbekanntes Ziel viele neue Eindrücke verarbeitet werden wollen - ähnlich wie bei Kindern, wenn sie etwas zum ersten Mal erleben. Die Strecke, an der auch der Naturpark Südheide beginnt, gehört mit 14 Kilometern Länge tatsächlich zu den kürzeren und so wundere ich mich kaum, als ich gefühlt recht bald das Heidepostkarten-Idyll Wietzer Berg erreiche, von dem aus man nicht nur beglückend weit blicken kann, sondern auch etwas lernen. Denn der oftmals bewaldete Weg führt direkt zu einem Denkmal, das an den berühmten Heidedichter Hermann Löns erinnert. Er war nicht nur Vorreiter im Naturschutz und Befürworter des Naturparks Lüneburger Heide, sondern auch ein echter Wanderfan.
Erinnerung durch Achtsamkeit
„Lass deine Augen offen sein, geschlossen deinen Mund und wandle still, so werden dir geheime Dinge kund“, lautet eines seiner überlieferten Zitate, das wohl darauf schließen lässt, dass er dem Geheimnis der Achtsamkeit bereits auf der Spur war, als Digital Detox noch lange nicht erfunden werden musste. Der Wert einer Wanderung besteht demnach nicht in abgeleisteten Metern oder erreichten Meilensteinen, sondern vielmehr in der Intensität, mit der wir Eindrücke wahrnehmen. Und die sind naturgemäß jedes Mal anders – ganz egal, ob wir nun nord- oder südwärts, dafür aber im Hier und Jetzt unterwegs sind.
- Der Naturpark Südheide entstand 1964 in der Absicht, sowohl Natur und Landschaft zu schützen als auch sie Erholungssuchenden zugänglich zu machen. Das ca. 500 km² große Gebiet erstreckt sich von dem Fluss Örtze im Westen bis zur Ostgrenze des Landkreises bis fast vor die Tore der Stadt Celle.
- Herrmann Löns gilt als der Heidedichter, weil viele seiner Werke die Lüneburger Heide beschreiben. 1911 setzte er sich für die Gründung des ersten deutschen Naturparks in der Lüneburger Heide ein.
- Der Heidschnuckenweg ist von beiden Seiten aus gut sichtbar mit einem "H" gekennzeichnet, sodass er sowohl von Hamburg nach Celle als auch in umgekehrter Reihenfolge und/oder etappenweise erwandert werden kann.
Die Kolumne vom Heidschnuckenweg - Randnotizen von Deutschlands schönsten Wanderweg
Sofies Schnucken-Post erscheint alle 14 Tage als Kolumne über den Heidschnuckenweg zwischen Hamburg und Celle, der zum schönsten Wanderweg Deutschlands gekürt wurde. Der 223 Kilometer lange Fernwanderweg durch die Lüneburger Heide erstreckt sich über 13 Etappen und ist zusätzlich mit 12 als „Heideschleifen“ bezeichneten Rundwanderwegen gespickt.
Folgen-Übersicht:
Schnucken-Post #01: Moin vom Heidschnuckenweg
Schnucken-Post #02: Frühlingserwachen
Schnucken-Post #03: Endlich einsam
Schnucken-Post #04: Zauberhaft
Schnucken-Post #05: Unvergesslich
Schnucken-Post #06: Abenteuerlustig
Schnucken-Post #07: Kosmopolitisch
Schnucken-Post #08: Heilsam
Schnucken-Post #09: Hundefreundlich