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Wie die Bienen und die Heidschnucken sich gegenseitig das Leben retteten

Eine FABEL-hafte Erläuterung

blökende Wollknäule
Bienen sagen über Heidschnucken, sie stänken muffig
Heidschnucken können mit Honig wenig anfangen
Eine Biene hatte ein Lamm aus Versehen in das Gesäß gestochen
Eine Heidschnucke hatte eine Biene zur Vergeltung zertreten
An vielen Stellen kam karger Boden zum Vorschein
Der Leithammel dachte nach
Die Schnucken zertreten die Spinnweben zwischen den Heidepflanzen
Durch den Verbiss bleiben die Pflänzchen jung und frisch
Bienen sammeln Nektar und bestäuben dabei die Blüten
In der Lüneburger Heide leben Bienen und Schnucken friedlich beisammen


Von Bienchen und Schnucken

Die Lüneburger Heide ist, wie man weiß, das Zuhause von allerlei Getier. Wie blökende Wollknäule stehen die Heidschnucken auf den Heideflächen und naschen, ja „snucken“ vom Heidekraut. Die Bienen bemerkt mancher erst, wenn er sich versehentlich auf eine gesetzt hat. Traditionell teilen sich Schnucken und Bienen die Heideflächen.

Dicke Luft

Heidschnucken und Bienen können sich von Natur aus nicht besonders leiden. Jeder erachtet den anderen als nutzlos. Bienen finden, dass Heidschnucken muffig stinken. Heidschnucken nervt das Surren der Bienen und mit Honig können sie wenig anfangen.

Eines Sommers wuchs die gegenseitige Missgunst auf einer Heidefläche irgendwo in der Lüneburger Heide unerträglich an. Nachdem eine Biene ein Lamm „aus Versehen“ in das Gesäß gestochen hatte und dieses zur Vergeltung auf eine Biene getreten war, kamen der zuständige Leithammel und die amtierende Bienenkönigin überein, die Heidefläche aufzuteilen. Auf der einen Seite, auf der sich der Schaf-Ferch befand, hatten die Heidschnucken das Wegerecht. Auf der anderen Seite, auf welcher die Bienenkörbe untergebracht waren, durften die Bienen ihren Geschäften nachgehen. Das Übertreten oder Überfliegen der Mittellinie war streng verboten. Tatsächlich kam es in den darauffolgenden Wochen zu keinerlei weiteren Zwischenfällen. 

Das Drama nimmt seinen Lauf

Stattdessen wurde ein anderer Umstand immer ersichtlicher, sodass er nach einigen Monaten auch der naivsten Schnucke und der kurzsichtigsten Biene auffiel: Die Heidefläche verlor ihre Pracht. Sie verkümmerte zusehens. An vielen Stellen kam karger Boden zum Vorschein, wo es zuvor violett geblüht hatte. Für die Heidschnucken war dies überaus misslich, dienten ihnen die schmackhaften Triebe der Besenheide doch als Nahrung. Und auch die Bienen klagten, da ihnen der Nektar fehlte. Als dieser Zustand unerträglich wurde und Schnucken wie Bienen großen Hunger litten, kam man zur Beratschlagung in großer Runde zusammen. Man berichtete sich gegenseitig von den Missständen und stellte fest, dass es auf der anderen Seite nicht anders zuging.

Der Leithammel ging der Sache auf den Grund und dachte nach. Eine Heidefläche ohne Bienen vergeht und eine Heidefläche ohne Schnucken vergeht. Die Bienen klagten: „Wir können keinen Nektar mehr sammeln, weil die Heidepflanzen knorrig sind. Außerdem versperren uns die Spinnweben den Weg zu den Blüten.“ Und die Schnucken jammerten: „Dort, wo wir gegrast haben, wachsen keine neuen Heidepflanzen nach.“

Ach so ist das!

Da wurde dem Leithammel das Dilemma klar: Die Heidschnucken hatten normalerweise beim Umherlaufen die Spinnweben zwischen den Heideblüten zerstört, sodass die Bienen ungestört fliegen konnten. Und durch ihren Verbiss waren die Pflänzchen stets jung geblieben und hatten frische Triebe gebildet. Die Bienen ihrerseits hatten stets die Besenheide durch das Sammeln von Nektar bestäubt, sodass die Pflanzen sich vermehren konnten. Die Heide braucht Schnucken UND Bienen, und Bienen und Schnucken brauchen sich gegenseitig. 

Frieden in der Heide

Als dies allen Heidschnucken und Bienen klar wurde, entschloss man sich schnell, die Trennlinie zu entfernen und wieder die gesamte Heidefläche gemeinsam zu bevölkern. Und so sieht man in der Lüneburger Heide bis heute Heidschnucken und Bienen auf herrlich blühenden Heideflächen friedlich beisammenleben.