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HEIDE-Insider Stadt #6: Wie Curt Pomp Lüneburg rettete

Ein Leben für alte Häuser

St.Michaeliskirche in Lüneburg
Giebel in der Altstadt
Lüneburg Altstadt
Er kämpfte mit Überzeugungskraft, Geschick und einer gesunden Portion Frechheit für den Denkmalschutz, noch bevor es ihn in Deutschland überhaupt gab.
  • Curt Pomp: Wer ist dieser Mann, der sein Leben für alte Häuser einsetzt?
  • Wie hat ein Kater das Eis zwischen Pomp und dem Bauamtsdirektor Bärenbruch gebrochen?
  • Und warum gibt es deswegen noch die westliche Lüneburger Altstadt?

Curt Pomp: Der Retter Lüneburgs
Es muss schon ein etwas befremdliches Bild gewesen sein: Da saß ein Mann, vielleicht sogar mit freiem Oberkörper, aber bestimmt mit einer Fellmütze auf dem Kopf, im Sommer 1972 auf dem Dachfirst eines angeblich abbruchreifen Hauses an der Unteren Ohlinger Straße und begann Stück für Stück den alten Giebel zu restaurieren.

Es war das Haus Nummer acht und nur eines von vielen Gebäuden in der Lüneburger Altstadt, die, weil sie im Senkungsgebiet der Stadt lagen, abgerissen werden sollten. Curt Pomp konnte das erfolgreich verhindern - mit Überzeugungskraft, Geschick und einer gesunden Portion Frechheit.

Curt Pomp wird 1933 im Sudetenland geboren. Nach dem Ende des 2.Weltkrieges wird seine Familie 1945 vertrieben. Er studiert in Hamburg Design, Grafik und Bildhauerei und finanziert sein Studium als Holzfäller in Lappland. Von dort bringt er auch seine Fellmütze mit - sie wird später sein Markenzeichen

Pomp fährt mit seinem Rad als Pfadpfinder durch Deutschland. Hamburg und Dresden und viele andere Städte liegen in Trümmern. Von alten Bausubstanzen ist fast nichts mehr übrig. 1950 kommt er auch nach Lüneburg. Pomp stellte fest "...Lüneburg ist ja gar nicht kaputt und sieht fast original so aus wie vor dem Krieg."

Der Zerstörung durch alliierte Bomberverbände im Zweiten Weltkrieg entging Lüneburg nur, weil die Stadt von nachrangiger Bedeutung war. Dem umsichtigen Handeln eines deutschen Offiziers ist es zu verdanken, dass Lüneburg bei seiner Einnahme in den letzten Kriegstagen kampflos übergeben wurde.

Dann wurde Pomp richtig sauer und wütend. Wie kam es dazu?

Wie hat ein Kater das Eis zwischen Pomp und dem Bauamtsdirektor Bärenbruch gebrochen?

Pomp erfährt vom Bauamtsdirektor Bärenbruch, dass die westliche Lüneburger Altstadt dem Erdboden gleich gemacht werden soll - für Parkplätze!

Pomp fragt nach, wer denn hier in Lüneburg bestimme, wer die Häuser renoviert oder eben nicht und zum Abriss freigibt.

Bärenbruch, seiner Zeit Bauamtsdirektor in Lüneburg, entgegnet: "Machen wir selber und wir wollen die Altstadt platt machen für Parkplätze!".

Damit will Pomp sich nicht zufrieden geben. Ganz im Gegenteil - sein Ehrgeiz wurde angestachelt und seine Wut wandelte sich in positiven Tatendrang. So viele Städte sind in Deutschland zerstört und Lüneburg hat eine fast unbeschädigte Altstadt und soll abgerissen werden?

Pomp startet eine Unterschriftenaktion "...wir standen überall an den Ecken und haben Unterschriften gesammelt für den Erhalt der Lüneburger Altstadt."

Sobald die Stadt anfing Giebelhäuser abzureißen, war Pomp zur Stelle und schrie "Nichts kaputt machen.", rannte zum Bauamtsdirektor Bärenbruch und bat "Kommen Sie mit einer Stadtkommission hierher und zeigen mir, wo das Haus baufällig ist. Bitteschön zeigen sie mir wo.".

Nun ja, die Stadtkommission krabbelte überall herum und fand in der Tat keine Sachgründe für den Abriss des Giebelhauses in der Unteren Ohlingerstraße.
Dieses Katz-und-Maus-Spiel ging eine Zeit lang. Bis es zu einer schicksalhaften Begegnung zwischen Pomp, dem Bauamtsdirektor und Pomps Kater kam.

Nachdem die Stadtkommission nichts mehr in der Hand hatte das Haus abreissen zu lassen, bat Pomp den Bauamtsleiter noch in sein Büro. Hier war es warm und gemütlich. Plötzlich sprang Pomps Kater auf die Schulter des Direktors, schnurrte und schmuste. Das Eis war gebrochen. Wer hat was von Bauschäden gesagt?  

Und warum gibt es deswegen noch die westliche Lüneburger Altstadt?

Curt Pomp hat das Haus dann für damals 30.000 DM gekauft. Im Dachgeschoss wohnte damals noch eine ältere Dame, so Pomp. Als dann zwei forsche Männer vom Bauamt kamen und ihr mitteilten, dass sie aus dem Haus raus müsse, entgegnete diese ganz keck:" Na, sie sind wohl von gestern. Hier waren gestern welche und haben keine Bauschäden festgestellt." Diese beiden Herren wussten noch nicht das er das Haus gekauft hat.

Tierliebe, Beharrlichkeit und eine Portion Frechheit sei Dank.

Mehr als 60 Häuser in der Altstadt und weitere 70 in der Innenstadt hat Pomp bis heute vor dem Abriss bewahrt. In Lüneburg kämpfte er für den Denkmalschutz, noch bevor er überhaupt in Deutschland eingeführt wurde. Er hat den "Arbeitskreis Lüneburger Altstadt" (ALA) zur Rettung der alten Häuser ins Leben gerufen und gründete das "Atelier für Restaurierung und Bauplanung" (ARB), das sich auf die jahrhundertealten Bauten spezialisierte. "Lüneburg wäre heute schrecklich farblos ohne seine Altstadthäuser", sagt der heute 85-Jährige.

Pomp erhält sogar das Bundesverdienstkreuz. In welchem Jahr das genau war, daran könne er sich nicht mehr erinnern. Er erinnert sich an Partys in Gummistiefeln, wenn der Keller in seinem Haus mal wieder mit Wasser voll gewesen ist und seine nie versiegte Leidenschaft zu Lüneburg. 

//FACTS//
"Herr schütze mich und die hier hausen vor Planern und Kulturbanausen", prangt auf dem Balken am Haus an der Unteren Ohlingerstraße 7. Hier wohnt Curt Pomp.

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