Celle: otto haesler - Neues Bauen im Bauhausstil








Architekt und Baumeister otto haesler (1880 – 1962) gehört zusammen mit
Walter Gropius, Bruno Taut und Mies van der Rohe zu der Architekturgeneration,
die das Neue Bauen in der Weimarer Republik geprägt haben. Von 1906 bis 1934 in
Celle tätig, lassen sich die gesellschaftlichen Umbrüche in diesen Jahren an
der persönlichen und fachlichen Entwicklung Haeslers von den ursprünglichen
Heimatstilbauten hin zum radikalen Neuen Bauen idealtypisch ablesen und
nachvollziehen. Nach dem Ersten Weltkrieg hat sich Haesler intensiv mit dem
sozialen Wohnungsbau auseinander gesetzt. Unter Einbeziehung der modernen architektonischen
Strömungen konnte er früher als andere Kollegen seine Ideen in gebaute
Architektur umsetzen. So entstand 1924/25 die erste Siedlung der Weimarer
Republik, die konsequent die moderne Formensprache verwandte und farbig
gestaltet war. Schon bald nach seiner Fertigstellung galt der Italienische Garten
als die erste Wohnsiedlung des Neuen Bauens in Deutschland.
1925/26 folgte ein weiterer
Meilenstein in der Architekturgeschichte, die Siedlung Georgsgarten, ebenfalls
in Celle. Mit dieser Siedlung setzte Haesler die offene Zeilenbauweise, die
verbindliche Nord-Süd-Ausrichtung der Blöcke und die dadurch bedingte
Ost-West-Besonnung der Wohnungen im modernen Wohnungsbau durch. Sein wohl bedeutendstes
Einzelbauwerk ist die Altstädter Schule (1927/28) nebst Rektorenhaus. Die
Bedeutung der Schule in der Architekturgeschichte
des Neuen Bauens wird auch durch die Einordnung in die Rangliste der internationalen Vereinigung docomomo
unterstrichen. Mit diesen drei Bauten in Celle gelang Haesler der Sprung vom
„unbekannten Provinzbaumeister“ zu einem der bekannten Architekten des Neuen Bauens in Deutschland.
Weitere herausragende Werke sind u.a. die Wohnhausgruppe Waack (1927) und die Siedlung Blumläger Feld (1930) sowie die Direktorenvilla (1930) in Celle und weitere Siedlungen u.a. in Kassel, Rathenow und Karlsruhe. Durch seine Bauten wurde Celle in den zwanziger Jahren zu einem der vielbesuchten Zentren des Neuen Bauens neben Berlin, Frankfurt a.M., Magdeburg und Karlsruhe. Die Bezüge zum Bauhaus waren durch verschiedenste Bauhausschüler als Mitarbeiter seines Büros sowie durch die ihm angetragene Nachfolge von Hannes Meyer als Leiter des Bauhauses Dessau eng und sind zudem an seinen Bauten ablesbar.
Haeslers Einzelbauten und Siedlungen in Celle lassen sich in Celle weiterhin besichtigen. Führungen zu Fuß, per Rad oder mit dem Segway entlang des Haesler-Rundwegs und ein Besuch des Otto Haesler-Museums lassen seine Architektur lebendig werden. Für das Bauhaus-Jubiläumsjahr 2019 sind zudem weitere Veranstaltungen und Aktivitäten geplant.