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Landwehren in Lüneburg

Wehrhaftes Lüneburg

©MARKUS TIEMANN, MARKUS TIEMANN LUENEBURG
Ilmenau am Stintmarkt in Lüneburg
Mit der Lüneburger Landwehr setzte die mittelalterliche Stadt Lüneburg ihr Stapelrecht durch. Jeder Händler aus dem weiten Umkreis musste seine Waren zuerst in Lüneburg anbieten.

Landwehren hatten früher verschiedene Aufgaben. Zum einen sollten sie im Mittelalter Kaufläute daran hindern die Stadt zu umfahren. Zum anderen trugen sie ihren Teil zur Verteidigung bei. Wall- und Grabenanlagen sollten in beiden Fällen als landschaftliches Hindernis agieren.

Landwehren zur Durchsetzung des Stapelrechts
Das Stapelrecht war im Spätmittelalter ein Privileg, das besonders Städten mit günstigen wirtschaftlichen Lagen galt. Hier waren vorbeiziehende Händler dazu verpflichtet, ihre Waren für eine bestimmte Zeit an einem festen Platz anzubieten. So hatten nicht nur die Bürger die Möglichkeit Waren zu erlangen, auch die Städte konnten Wegzölle, Stapelzölle und andere Gelder von den Händlern verlangen.

Landwehren als Stadtverteidigung
Die Stadtverteidigung hat für Lüneburg eine wichtige Rolle gespielt. Lüneburg hatte große Reichtümer und somit auch viele Neider. Schon früh wurde zur Sicherheit der Bewohner ein Befestigungssystem benötigt - auch für diesen Zweck waren die Landwehren nützlich.

Wo kann ich die Landwehren in Lüneburg noch sehen?
Wie in vielen anderen Städten legte man auch in Lüneburg in den Wallanlagen neue Verkehrswege an. Dennoch kann man fast die gesamte Strecke zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen? An einigen Stellen trifft man noch heute auf Relikte, die auf die alte Stadtbefestigung hinweisen. 

Zum Beispiel kann man direkt an der Brücke am Stint eine Radtour beginnen. Der Weg Startet auf einem kurzen Stück Pflastersteinstraße (Salzstraße am Wasser). Von hier gelangt man auf den Treidelpfad Richtung Norden. Nachdem man unter der kleinen Eisenbahnbrücke hindurch gefahren ist, biegt man nach dem zweiten Linksknick der Ilmenau, links auf einen bewaldeten Pfad. Dieser Punkt ist der Anfang der alten Landwehr.
Weitere Punkte lassen sich ganz unkompliziert anfahren:

1. Bardowicker Mauer
(südlich der Hindenburgstraße/ Liebesgrund)
Die Bardowicker Mauer ist das größte noch erhaltene Relikt der nördlichen Lüneburger Stadtbefestigung. Zwischen der ca. 250 m langen inneren und äußeren Stadtmauer liegt der Bardowicker Wall. Die nur noch bruchstückhafte äußere Mauer ist mit einigen Schießscharten durchsetzt. Von dem als Baumallee gestalteten Wall, der heute zum Spaziergang einlädt, hat man einen guten Blick in den Liebesgrund.

2. Liebesgrund
(südlich der Hindenburgstraße)
Der Liebesgrund liegt zwischen der Bardowicker Mauer und der Hindenburgstraße. Dieser Graben war im Gegensatz zu den übrigen Stadtgräben trocken, da die am Graalwall gelegenen Solequellen durch Süßwasser geschädigt wurden. 
1910/11 baute man den Wallgrund nach dem Entwuf des Gartenbauingenieurs Ferber als Grünanlage aus. Heute ist der Liebesgrund ein Park und Naherholungsgebiet.

3. Bastion
(Bastionsstraße / Julius-Wolff-Straße)
Die Bastion an der gleichnamigen Straße wurde ca. 1644 nach Art des später so genannten Vaubanschen Befestigungssystems an die alte Stadtbefestigung angebaut. Der alte sechseckige Grundriss der Bastion ist noch gut zu erkennen. Heute ist das Gelände der ehemaligen Bastion mit Linden bewachsen und lädt zum Verweilen ein.

4. Springintgutturm
(Am Springintgut / Am Graalwall)
Der Turm wurde nach dem Bürgermeister Johann Springintgut benannt. Er bildete das mächtige Verbindungsglied zwischen der nördlichen und der westlichen Stadtbefestigung. Mit seinen ca. 60 Metern Höhe war er der höchste Turm der Stadt. Er diente neben der Verteidigung zugleich lange Zeit als Stadtgefängnis. Während der Lüneburger Prälatenkriege, als der bestehende Rat gewaltsam durch einen neuen ersetzt worden war, kerkerte man den Bürgermeister Springintgut hier ein. 1455 verstarb nach 12 Wochen Haft der wohl prominenteste Insasse des Turmes.

Bereits seit den dreißiger Jahren des 16. Jahrhunderts hatte die militärische Bedeutung des Springintgutturmes stark nachgelassen, so dass er schließlich 1791 völlig abgetragen wurde. Unter der Straße Am Graalwall, Ecke Am Springintgut, befindet sich heute noch das Fundament. Um den alten Standort sichtbar zu machen. hat man auf der Straße seinen Grundriss als Kopfsteinpflasterkreis angedeutet.

5. Reste des Graalwalls und des Sülzwalls
(Neue Torstraße/ Bellmannskamp)
Der größt Teil des Graalwalls, der an den Bardowicker Wall anschloss, wurde 1889 abgetragen. Ein letzter imposanter Rest ist in der westlichen Verlängerung der Straße Am Graalwall zu finden. Er wird als Grünanlage genutzt und zeigt noch heute die enormen Dimensionen des alten Verteidigungssystems von Wall und Wassergraben.
Einen Teil der westlichen Stadtbefestigung bildete der Sülzwall. Heute finden sich noch Überreste dieses Walls auf der westlichen Seite der Straße Am Sülzwall, auf denen sich einige Gärten befinden.

6. Schifferwall
(Am Schifferwall/ Schießgrabenstraße)
Die Bundesstraßen 4 / 209 markieren den Verlauf der östlichen Stadtbefestigung. Hier befand sich von ca. 1444 bis 1874 der Schifferwall, auch Wandrahm- oder Schießgrabenwall genannt. Als neue Verkehrswege gebaut werden mussten, wurde dieser Wallabschnitt völlig verändert.

Zunächst fanden 1873 Erdarbeiten für die neue Eisenbahnstrecke Buchholz.Lüneburg-Wittenberge statt. Dafür wurden die drei Außenwälle abgetragen und der alte Lösegraben zugeschüttet. Das Wallsystem an der Ilmenau fiel dem Straßenbau zum Opfer. Nach der Schleifung der inneren Wälle baute man die B4 / B209 zur Entlastung der Innenstadt.

7. Ilmenau und Lösegraben
Neben dem Schifferwall waren die Ilmenau und der Lösegraben Teile des östlichen Verteidigungssystems. Sie sind heute jedoch aufgrund von Bahnbauten nicht mehr original erhalten. Der Lösegraben als ehemaliger Stadtgraben befand sich östlich des Schifferwalls und diente gleichzeitig im Frühjahr als Schutz vor Überschwemmungen. Seit dem 20. Jahrhundert kann man hier, abseits von der Hektik der Straße, den Fußweg unter den Bäumen an der Ilmenau nutzen.

8. Lüner Tor
(Lünertorstraße)
Das Lüner Tor hieß ursprünglich Neubrücker Tor und entstand 1313. Von der Existenz des 1722 abgerissenen Stadttores zeugt heute noch der Straßenname Lünertorstraße.
Heute symbolisieren die denkmalgeschützten gründerzeitlichen Villen in der Lünertorstraße Nr.5 (Reichenbach-Villa) und Nr.17 (Crato -Villa) den alten Stadteingang.
 
9. Altenbrücker Tor
(Altenbrückertorstraße)
Das 1354 gebaute Altenbrücker Tor war ein Pfeiler der inneren Stadtbefestigung. Es stand auf der linken Seite des Ilmenauufers und wurde 1764 angerissen. Auf einem Sandsteinrelief am ehemaligen Hotel Altenbrücker Tor (heute ein Restaurant) wird dieses Stadttor mit seinen vier runden Ecktürmen und seinem hohen spitzen Dach dargestellt.

10. Flusskettenabsperrung
(Auf der Hude)
Um unerlaubtes Laden und Löschen, aber auch Diebstahl von Gütern aus dem Hafen über die Ilmenau zu verhindern, wurde eine flexibel einsetzbare Absperrung des Hafens notwendig. Mit einer Kette, die bei Bedarf vom Grund der Ilmenau gehoben werden konnte, war dieser Zweck erreicht. Sie reichte von der Warburg zum gegenüberliegenden Ufer und verhinderte damit ein unerlaubtes Aus- und Einfahren der Schiffe. Von ca. 1450 bis um 1800 wurde die Kettenabsperrung benutzt. Im Haus der Warburg lag die Wohnung des Aufsehers für den Holzlagerplatz auf der Hude. Bis Ende der 1980er Jahre wohnte hier noch der Hausmeister der Bezirksregierung, seit 1989 befindet sich das Institut für Denkmalpflege in dem malerisch gelegenen Gebäude.