Jetzt online buchen!


Tiere im Freilichtmuseum am Kiekeberg

Seltene historische Nutztierrassen machen das Museum lebendig!

Rosengarten
©Freilichtmuseum am Kiekeberg, Petra Diehl
Bentheimer Landschafe im Freilichtmuseum
©Freilichtmuseum am Kiekeberg, Petra Diehl
Bunte Bentheimer Schweine im lebendigen Museum
©Freilichtmuseum am Kiekeberg, Petra Diehl
Pommersche Gänse am Kiekeberg
©Freilichtmuseum am Kiekeberg, Petra Diehl
Seltene Tiere: Ramelsloher Blaubein im Freilichtmuseum

Das Freilichtmuseum am Kiekeberg erzählt von der Kultur und der Lebensweise in der Winsener Marsch und der nördlichen Lüneburger Heide. Noch um 1900 prägte die Haltung und die Nutzung von Tieren das typische Bild in den Dörfern. Doch in den Jahren des Wirtschaftswunders und der damit einhergehenden Intensivierung der Landwirtschaft hat sich auch das Bild der Bauernhöfe geändert. Um den Besuchern das ursprüngliche Zusammenleben von Menschen und Tieren authentisch vorzuführen, leben auf dem Museumsgelände – auf Weiden und in historischen Stallungen – Kühe, Schweine, Schafe, Ziegen, Hühner und Gänse in artgerechter Haltung. Deren Rassen sind heute vom Aussterben bedroht und stehen teilweise auf der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e. V. (GEH). So leistet das Freilichtmuseum einen wichtigen Beitrag für den Erhalt historischer Nutztierrassen.

Schwarzbuntes Niederungsvieh
Das Schwarzbunte Niederungsrind wird seit 1830 gezüchtet und prägte das Landschaftsbild im Norddeutschen Niederungsgebiet. Die kleinen aber muskulösen Tiere sind langlebig, fruchtbar und wenig krankheitsanfällig. Sie stellen keine hohen Ansprüche an den Boden und das Futter. Hinzu kommt, dass die Tiere sich sowohl für die Milchproduktion als auch als Fleischlieferant eignen. All diese Merkmale machten die Rinderrasse für die Menschen damals attraktiv.
Das Schwarzbunte Niederungsvieh kann jedoch mit den modernen Hochleistungskühen in Milch- und Fleischproduktion nicht mithalten. Mittlerweile steht es auf der Roten Liste der GEH. Seit 2006 steigt die Zahl der Tiere wieder.
 
Bunte Bentheimer Schweine
Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Bunte Bentheimer Schwein gezüchtet und breitete sich vom Raum Bentheim allmählich im gesamten nördlichen Niedersachsen aus. Es verdankt seinen Namen seinen vielen unregelmäßigen dunklen Flecken. Das Bunte Bentheimer Schwein hat eine exzellente Fleischqualität und ist sehr stressresistent. Nach einer Blütezeit in der Zucht der Schweine in den 1950er Jahren teilte es das Schicksal vieler alter Nutztierrassen: Durch leistungsfähigere Tiere wurde es fast vollständig verdrängt. Es war vom Aussterben bedroht.
Erst Mitte der 1990er Jahre begannen einige Züchter eine koordinierte Zucht, um das Überleben dieser einzigartigen Rasse zu sichern. Viele von ihnen sind heute – wie das Freilichtmuseum am Kiekeberg – im „Verein zur Erhaltung des Bunten Bentheimer Schweins“ zusammengeschlossen. Seit 2011 steigt die Anzahl der Tiere wieder. Trotzdem ist die Rasse noch auf der Roten Liste der GEH zu finden.

Bentheimer Landschafe
Das größte Moor- und Heideschaf zeichnet sich durch seine gute Widerstandsfähigkeit, Anspruchslosigkeit beim Futter und eine hohe Fleischqualität aus. Dank seiner harten Klauen kann es weite Strecken zurücklegen und ist gut geeignet für die Hütehaltung in Moor- sowie Heidegebieten. Rund vier Kilo reinweiße Wolle liefert das Schaf bei der Schur.
Mitte der 1950er Jahre weideten im Emsland und an der Weser mehrere Zehntausend Bentheimer Schafe. In den 1970er Jahren erreichte der Bestand des Bentheimer Landschafs einen bedrohlichen Tiefstand: Es gab nur noch 50 Zuchttiere in drei Herden. Heute steht diese Rasse auf der Roten Liste der GEH. Im Jahre 2005 wurde es zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres“ ausgerufen. Mittlerweile erholt sich der Bestand des Bentheimer Landschafes – rund 3.800 Zuchttiere sind 2018 registriert. Es gilt dennoch weiterhin als „gefährdet“.
 
Weiße Hausziegen
Die weißen Hausziegen sind robuste Tiere. Sie sind widerstandsfähig gegen Krankheiten, anspruchslos beim Futter sowie bei der Wasserversorgung und sehr anpassungsfähig. Ziegen zu halten, ist daher im Vergleich zu anderen Tierarten günstig. Zudem lieferten sie den Bauern früher neben Milch auch Fleisch, Fell und Dung. Besonders die ärmere Bevölkerung hielt sich Ziegen, was ihnen den Beinamen „Kuh des kleinen Mannes“ einbrachte. Die Ziegenhaltung hat eine lange Tradition. Dabei kam es dem einfachen Volk nicht darauf an, eine bestimmte Rasse zu züchten. Häufig gab es im ganzen Dorf nur einen Bock. Die Ziegen sicherten in erster Linie die Lebensgrundlage der Menschen. Da erst Ende des 19. Jahrhunderts Regelungen über die Zucht und Haltung veranlasst wurden, gibt es keine typische Rasse für die Region rund um die Lüneburger Heide und Winsener Marsch.
 
Ramelsloher Blaubeine (Hühner)
Das Ramelsloher Huhn wurde 1870 in Ramelsloh, einem Dorf in der nördlichen Lüneburger Heide, gezüchtet. Die Rasse zeichnet sich durch ein reinweißes oder gelbes Gefieder, blaue Beine und Schnabel sowie durch ihre Lebhaftigkeit und Zutraulichkeit aus. Das Ramelsloher Huhn wurde den Bauern in früheren Zeiten von den Landwirtschaftskammern als besonders leistungsfähige Rasse empfohlen. Die gemästeten Küken des Ramelslohers galten als Delikatesse in Hamburger Restaurants – heute ist die Rasse so gut wie ausgestorben und nahezu unbekannt.
Auf der Roten Liste der GEH wurde das Ramelsloher Huhn als „extrem gefährdet“ eingestuft. Seit 2008 nimmt die Zahl der Tiere weiter ab. Nur wenige Züchter wie das Freilichtmuseum am Kiekeberg versuchen das Ramelsloher Blaubein zu erhalten.

Pommersche Gänse
Der Zuchtschwerpunkt der Pommerschen Gans lag 1890 in Rügen und Stralsund und verbreitete sich nachfolgend über Polen und Russland in den Osten aus. Ihr ruhiges Gemüt macht das schwere Tier zu einem besonders guten Nutztier. Heutige Züchtungen bringen trotzdem mehr Schlachtgewicht auf die Waage, weshalb die Pommersche Gans zeitweise vom Aussterben bedroht war. Die Qualität ihres Fleisches und ihrer Federn führt dazu, dass diese heute nur noch auf der Vorwarnstufe der Roten Liste der GEH aufgeführt ist.
 
Warzenenten
Die Warzenenten haben ihren Namen von der mit flachen Warzen bedeckten Gesichtshaut und ihrer Stirnwarze. Im 18. Jahrhundert kamen sie erstmals nach Deutschland. Erst in den 1940er Jahren wurde ein einheitlicher Rassestandard festgelegt. In der ehemaligen DDR wurden die besonders widerstandsfähigen, schnellwüchsigen Tiere durch den Staat gefördert. Nach der Wende ging die Zucht stark zurück. Deshalb wird die Rasse heute vom GEH beobachtet. Im Freilichtmuseum am Kiekeberg werden die Tiere zukünftig im Stall des Flüchtlingssiedlungshauses wie in den 1960er Jahren leben.
 
Bienen
Das drittwichtigste Nutztier nach Rind und Schwein ist die Honigbiene. Sie bestäubt etwa 80 Prozent der heimischen Kulturpflanzen und ist somit für die Landwirtschaft sehr bedeutend. Denn ohne die Befruchtung der Blüten, können sich die Früchte nicht entwickeln und dies würde zu einem Einbruch der Erträge führen. Zu der Gattung der Honigbienen gehören neun Arten, die bekannteste ist die Westliche Honigbiene. Mit Ausnahme der Honigbiene werden sämtliche Bienenarten als Wildbienen bezeichnet. Anders als die meisten einzelgängerischen Wildbienen, die in selbstgebauten kunstvollen Nestern leben, organisieren sich Honigbienen in großen Völkern aus Tausenden von Tieren, in einer so genannten Bien. Diese beinhaltet alle Bienen eines Volkes, die Vorräte und den gesamte Wabenbau. Nur in dieser Gemeinschaft sind Honigbienen überlebensfähig und widerstandskräftig.
Eigens für die gefährdeten Honigbienen wurde der „Imkerverein am Kiekeberg e. V.“ gegründet. Durch den Verein werden die kleinen Insekten im Freilichtmuseum erhalten und gepflegt.